Von St. Catherines nach Krems
Die Kanadierin Arianna Gadinger kam eigentlich nur für ihr Medizinstudium nach Krems – jetzt bleibt sie, um hier ein weiteres Studium zu absolvieren
Als Arianna Gadinger 2018 vom kanadischen St. Catherines nach Krems übersiedelte, um Medizin an der Karl-Landsteiner-Privatuniversität zu studieren, hatte sie einen positiven Kulturschock: „Hier ist es sehr hundefreundlich“.
Mittlerweile, sechs Jahre später, hat sie ihren Bachelor längst absolviert, und das Sponsionsdatum steht bereits fest. Nur noch die Finalisierung der Masterarbeit sowie eine letzte Prüfung sind offen. „Ich hätte mir keine bessere Ausbildung wünschen können, und ich bekam als internationale Studentin viel Unterstützung“, resümiert Gadinger. Sie lebt mittlerweile in Wien, wo der Hundestrand auf der Donauinsel zu ihren Lieblingsorten sowie zu jenen von ihrer Hündin Chica zählen.
Während viele ihrer Kommiliton:innen nach dem baldigen Abschluss des Studiums in den Turnus starten werden, möchte Arianna Gadinger einen anderen beruflichen Weg einschlagen: Sie will als Forscherin in der evidenzbasierten Medizin arbeiten, also etwa epidemiologische Daten und klinische Leitlinien analysieren. „Gute Forschung ist aus meiner Sicht die Basis dafür, um die Versorgung von ganzen Patient:innen-Populationen immer weiter zu verbessern“, ist Gadinger überzeugt.
Schön während des Studiums arbeitete Arianna Gadinger am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Universität für Weiterbildung in Krems, vorerst für einen Tag pro Woche. Dort erlebte sie beim akribischen Durchforsten und Zusammenfassen klinischer Studien etwas Unerwartetes: Rasch bemerkte sie, wie gut sie in der evidenzbasierten Medizin ihr Wissen aus dem Studium, ihre klinischen Erfahrungen aus mehreren Spitalspraktika und ihre analytischen Talente kombinieren und über alledem ihre Leidenschaft für die Heilkunst einbringen konnte. Und so war Gadinger bereits erfolgreich bei mehreren Evidenzsynthesen involviert – etwa zu Migräne, Depressionen und der seltenen Erkrankung Cystinose.
Ganz besonders interessiert sie sich für die Frage, wie neues wissenschaftliches Wissen – etwa über optimale Therapien – in die Praxis übertragen wird und an welchen Hürden dieser Knowledge Transfer scheitert. „Da gibt es im Moment noch große Wissenslücken. Dabei könnten von der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse alle profitieren: sowohl Ärzt:innen als auch Patient:innen“, ist die angehende Medizinerin überzeugt. „Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, diese Wissenslücken zu schließen“, deutet sie ihre Zukunftspläne an.
Als an ihrem Arbeitsplatz im Laufe des letzten Jahres das PhD-Programm „Applied Evidence Synthesis in Health Research“ entwickelt wurde, stand für sie, auch nach dem Vergleich mit internationalen Angeboten, rasch fest: „Das ist genau das, was ich machen möchte“. Die Bewerbung glückte. Als eine von zwei Studierenden wurde Gadinger in das brandneue dreijährige PhD-Programm aufgenommen.
Im Herbst 2024 wird sie gewissermaßen als Pionierin starten, um im ersten Semester weiter an ihrem Thema zu feilen. Es soll jedenfalls um jene Faktoren gehen, die den Transfer und die Implementierung von aktuellen Erkenntnissen die medizinische Praxis entweder erleichtern oder auch behindern können. „Ich muss nicht immer direkt am Krankenbett arbeiten, um vielen Menschen helfen zu können“, sagt Arianna Gadinger optimistisch.
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