Arzneimittelforschung in Österreich wird transparenter

Eine Lupe liegt an einen Stapel Berichte gelehnt

Eine neue Analyse zeigt auf, dass österreichische Forschungsinstitutionen bei der Veröffentlichung von Ergebnissen aus Arzneimittelstudien stark aufgeholt haben. Wurden 2020 nur etwas mehr als ein Viertel der Ergebnisse aus diesen Studien veröffentlicht, liegt dieser Anteil mittlerweile bei fast zwei Dritteln. In anderen europäischen Ländern verläuft der Trend leider in die Gegenrichtung.

TranspariMED und Cochrane Österreich präsentieren zusammen mit sieben weiteren Patienten- und Gesundheitsorganisationen aktuelle Daten zur Transparenz bei Arzneimittelstudien in Europa. Ihr Bericht macht deutlich, dass die Bereitschaft von Wissenschaftler*innen, ihre Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, in Österreich, Deutschland, Belgien und Dänemark stark gestiegen ist. Die positive Entwicklung in diesen Ländern ist vor allem darauf zurückzuführen, dass nationale Arzneimittelbehörden, Universitäten und Unternehmen auf die großen Lücken in den öffentlich einsehbaren Resultaten der Arzneimittelforschung hingewiesen haben. Sie haben sich aktiv für Verbesserungen eingesetzt. Auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat seit der letzten Erhebung 2020 zu mehr Transparenz in diesem Bereich beigetragen. Keine Fortschritte gibt es dagegen bei wissenschaftlichen Institutionen in Italien, Frankreich, und den Niederlanden, eher im Gegenteil: In Italien und Frankreich hat die Zahl der Arzneimittelstudien, deren Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden, seit 2020 sogar weiter zugenommen.

Bemerkenswerte Zahlen aus Österreich und anderen europäischen Ländern

Seit 2020 stieg in Österreich der Anteil der Arzneimittelstudien, deren Ergebnisse gemeldet wurden, von 26 auf 65 Prozent. Das Land ist damit Spitzenreiter im Europa-Vergleich. Auch in Deutschland ist die Bereitschaft für mehr Transparenz in der Arzneimittelforschung klar erkennbar. Dort verbesserte sich der Anteil der Studien mit veröffentlichten Ergebnissen innerhalb der letzten beiden Jahre von 44 auf 66 Prozent. Dänemark verzeichnete im selben Zeitraum einen Anstieg um 26 Prozent, Belgien um 22 Prozent. Till Bruckner, Autor des aktuellen Berichts und Gründer von TranspariMED, sagt dazu: „Die EMA und viele nationale Arzneimittelbehörden haben bemerkenswerte Erfolge hinsichtlich der Veröffentlichung von Daten aus Arzneimittelstudien erzielt. Sie haben dadurch die Ausgaben für nutzlose Forschungsprojekte verringert und gezeigt, dass das Problem fehlender Transparenz behoben werden kann."

Mangelnde Transparenz vielerorts weiterhin akzeptiert

Der Großteil der europäischen Arzneimittelstudien, zu denen es keine öffentlich einsehbaren Ergebnisse gibt, entfällt auf Italien, Frankreich, Spanien und die Niederlande. Das verdeutlicht, dass die Qualität der Regulierung durch nationale Behörden stark variiert. Während die Niederlande diese Problematik nun bewusst anzugehen scheinen, wird sie in den drei anderen Ländern noch immer weitgehend ignoriert. Die Zahl der seit 2015 europaweit genehmigten Arzneimittelstudien, deren Resultate nicht veröffentlicht wurden, wird im Bericht auf mindestens 5488 geschätzt. Die Dunkelziffer dürfte aber noch höher liegen.

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Text: Edeltraud Günthör