Vor einem Jahr wurde Emma Persad von Cochrane Österreich in das Governing Board der Organisation gewählt. Ein guter Zeitpunkt, um auf ihre erste Zeit in diesem wichtigen Gremium zurückzuschauen. Im Interview gibt Emma Persad einen Einblick in die Arbeit des Governing Boards, sie spricht über die laufenden Entwicklungen im Netzwerk und auch über den anregenden Austausch mit ihren Teamkolleg*innen.
Nach fast genau einem Jahr im Governing Board von Cochrane: Wie erlebst du die Arbeit in diesem Entscheidungsgremium? Hattest du vor dem Start Erwartungen an deine Aufgaben dort?
Emma Persad (EP): Ich habe mit einigen Kolleg*innen geredet, die vor mir im Governing Board von Cochrane waren. Abgesehen von diesen Gesprächen habe ich nicht genau gewusst, was mich erwartet. Eine Woche nach der Wahl hat das erste Meeting des Boards in der neuen Zusammensetzung stattgefunden. Wir haben uns dabei vor allem mit der möglichen Umstellung auf Open Access auseinandergesetzt. Ich habe bei diesem Meeting einen guten Einblick bekommen, was auf mich zukommen wird und welche Dynamik mit dieser Aufgabe verbunden ist. Für mich ist es bislang immer sehr interessant und lohnend gewesen, an den Entscheidungen und Diskussionen des Cochrane Governing Board beteiligt zu sein. Ich kann damit eine Organisation mitgestalten, die für mich und viele in meinem Umfeld sehr wichtig ist.
Kannst du uns einen praktischen Einblick geben, wie die Arbeit im Governing Board abläuft? Wie werden die Meetings organisiert, wie treffen die Mitglieder ihre Entscheidungen und was ist aktuell besonders wichtig für die strategische Ausrichtung des Netzwerks?
EP: Die Struktur der Meetings hat sich, soweit ich weiß, in letzter Zeit verändert, vor allem aufgrund der COVID-19-Pandemie und der damit einhergehenden Reisebeschränkungen. Wir tauschen uns meistens einmal im Monat für zwei Stunden online aus. An diesen Meetings nimmt auch das geschäftsführende Team (Executive Leadership Team) von Cochrane teil, danach setzt das Board alleine fort. Mit Hilfe einer Software können wir Unterlagen und Agenden austauschen und uns schon vor den einzelnen Terminen über die wichtigsten Diskussionspunkte und Abstimmungen informieren. Was die Strategie von Cochrane betrifft, so finde ich besonders wichtig, dass das Governing Board eng mit Catherine Spencer, Karla Soares-Weiser, Charlotte Pestridge, Casey Early und Gavin Adams vom Executive Leadership Team zusammenarbeitet. Dadurch können wir ihre Arbeit, Standpunkte und Vorstellungen besser nachvollziehen und verstehen. Gleichzeitig müssen wir unsere Eigenständigkeit erhalten und konstruktives Feedback zu ihren Entscheidungspapieren geben. Das Governing Board muss unabhängig agieren, damit sich Cochrane weiterhin gut entwickeln kann.
Die Mitglieder des Governing Board von Cochrane und das geschäftsführende Team beim gemeinsamen Austausch in Barcelona (Foto: Cochrane Governing Board).
Wie legst du deine Funktion in diesem Entscheidungsgremium an? Was möchtest du mit deiner Arbeit erreichen? Haben sich deine Ziele als Board-Mitglied seit dem letzten Jahr verändert?
EP: Ich denke, ich bin an einem kritischen Punkt in der Geschichte Cochranes Mitglied im Governing Board geworden. Es ist herausfordernd, aber auch sehr lohnend, an der zukünftigen Ausrichtung der Organisation aktiv teilhaben zu können. Aktuell liegt unser Schwerpunkt darauf, die Strategy for Change umzusetzen und das Netzwerk entsprechend umzustrukturieren. Es ist nicht garantiert, dass während dieses Übergangsprozesses alles gut und reibungslos abläuft. Für mich ist es jedenfalls aufregend zu sehen, wohin sich Cochrane entwickelt und wie die aktuellen Veränderungen wirken. Die Organisation soll auch in Zukunft möglichst fortschrittlich und wirkungsvoll bleiben. Unsere Aufgabe als Governing Board liegt darin, sicherzustellen, dass die Ziele der Strategy for Change gut umgesetzt werden.
Was war bislang deine größte Herausforderung in der Arbeit für dieses Gremium? Was hat dich am meisten interessiert? Hat dich etwas besonders überrascht?
EP: Das geschäftsführende Team von Cochrane und das Governing Board konnten sich im vergangenen Oktober eine Woche lang intensiv miteinander austauschen. Unser Meeting in Spanien hat gut jene Herausforderungen aufgezeigt, die mit der hauptsächlich über Online-Kanäle ablaufenden Arbeit einhergehen. Im Laufe dieser Woche haben wir sehr wichtige und anregende Diskussionen geführt, die oft viel länger gedauert haben, als zuvor anberaumt. Wir konnten ohne Zeitdruck und persönlich miteinander reden und uns so auch gegenseitig herausfordern. Ich denke, wir haben jetzt alle ein besseres Verständnis für unsere jeweiligen Rollen innerhalb Cochranes und klarere Vorstellungen für die Zukunft des Netzwerks. Das Governing Board setzt sich aus Individuen zusammen, die aus verschiedenen Nationen kommen, einen unterschiedlichen Hintergrund haben und eine Vielfalt an Sprachen sprechen. Sie alle bringen verschiedene Aspekte in die Zusammenarbeit ein, was für mich sehr interessant ist. Uns verbindet unsere Leidenschaft für die Arbeit von Cochrane, was ich als sehr inspirierend empfinde. Dieser gemeinsame Austausch in Spanien hat mich echt motiviert.
Wie lange wirst du im Governing Board bleiben? Freust du dich auf deine noch kommenden Aufgaben?
EP: Ich werde insgesamt drei Jahren Mitglied in Cochranes Governing Board sein, d.h. ich habe meine Funktion noch bis November 2024. Ich freue mich darauf, weiter an der Strategy for Change mitwirken zu können und zu sehen, welche Veränderungen in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Ich bin, wie gesagt, wirklich motiviert für meine weitere Arbeit im Governing Board. Ich bin äußert gespannt auf die Herausforderungen und Aufgaben, die noch bis Ende 2024, vielleicht auch darüber hinaus, auf mich zukommen werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview mit Emma Persad führte Edeltraud Günthör.