COVID-19: Analyse der Wirkung von Maßnahmen an Schulen

Eine Kinderbrille und Farbstifte

Wie alle gesellschaftlichen Bereiche waren und sind die Schulen von Maßnahmen betroffen, die die Ausbreitung von SARS-CoV-2 möglichst eindämmen sollen. Ein neu publizierter Cochrane Review geht nun den Fragen auf den Grund, inwiefern die Maßnahmen an den Schulen wirksam sind und welche Effekte sie für die Gesellschaft haben.

Aus dem Review geht hervor, dass es bei Einhaltung einer breiten Palette an Maßnahmen möglich ist, die Schulen zu öffnen bzw. offen zu halten. Auch die Zahl der Menschen, die mit einer COVID-19-Infektion ins Krankenhaus müssen, kann durch den Einsatz entsprechender Interventionen an Schulen verringert werden. So kann das Gesundheitssystem entlastet und die Zahl der Todesfälle reduziert werden. Derzeit ist leider nur wenig zu den Auswirkungen dieser Maßnahmen etwa auf den Bereich der Bildung oder die körperliche und mentale Gesundheit der Schüler*innen bekannt. Möglich sind aber auch negative Folgen, beispielsweise weniger Tage, die die Schüler*innen dann tatsächlich in der Schule verbringen können.  

Details zum Cochrane Review

Die Review-Autor*innen konnten 38 Studien in ihre Analyse einschließen. Dem Großteil der Studien (33) lagen Modellierungsdaten zu Grunde. Fünf Studien wiederum bauten auf Daten aus der realen Welt auf. 20 der Studien wurden in den USA und Lateinamerika durchgeführt, 16 in Europa und zwei in China. Die Maßnahmen, die in den Studien erhoben wurden, konnten in vier Kategorien eingeteilt werden: 1. Maßnahmen, die die Möglichkeit für Kontakte einschränken (z.B. Schichtbetrieb in den Schulen, Beschränkung der Anzahl der Schüler*innen in den Klassen), 2. Maßnahmen, um Kontakte sicherer zu gestalten (z.B. Tragen von Gesichtsmasken, regelmäßiges Lüften), 3. Überwachungs- und Reaktionsmaßnahmen (z.B. Testen, Screening auf Symptome, Isolierung) und 4. Maßnahmen, die mehrere der zuvor genannten Komponenten einschließen.

23 Modellierungsstudien widmeten sich den Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung. In allen zeigte sich, dass eine Verbreitung des Virus dadurch verhindert und das Gesundheitssystem so entlastet werden kann. Maßnahmen, wie das Tragen von Masken oder regelmäßiges Lüften, wurden in elf Modellierungsstudien und in zwei Studien, die auf Daten aus der wirklichen Welt basieren, erfasst. Aus einem Großteil der Studien ging hervor, dass das sich SARS-CoV-2 durch diese Maßnahmen weniger stark ausbreiten kann. Die Untersuchungen zu Überwachungs- und Reaktionsmaßnahmen (Testen, Isolierung) erbrachten vorrangig Ergebnisse, die für eben diese Interventionen sprachen. Auch in den drei Studien, die sich mit der gleichzeitigen Anwendung mehrerer Maßnahmen auseinandersetzten, zeigten sich weitgehend positive Effekte hinsichtlich der Eindämmung des Virus.

Evidenz vorsichtig interpretieren

Die Evidenz für diesen Cochrane Review ergibt sich aus Studien, die bis zum Dezember 2020 veröffentlicht wurden. Das Vertrauen der Review-Autor*innen in die Evidenz ist eingeschränkt. Ein Großteil der analysierten Studien basierte auf Modellierungsdaten. Diese Modelle beruhen auf Annahmen, wie sich das Virus verbreitet und wie sich die Menschen verhalten. Die Evidenz ist folglich mit Vorsicht zu interpretieren. Das notwendige Evidenz-Update soll im Laufe des Frühlings 2022 folgen.

Zum Review

Interview mit Co-Autorin Lisa Pfadenhauer

Text: Edeltraud Günthör, 20.01.2022