Interventionen am Arbeitsplatz, um Infektionen mit COVID-19 zu vermeiden

Eine bunte Grafik, die Bilder im Zusammenhang mit COVID-19 zeigt

Ein aktueller Cochrane Review unter Mitarbeit von Cochrane Österreich erhebt, welche Vor- und Nachteile Interventionen zur Verhinderung von Infektionen mit COVID-19 am Arbeitsplatz mit sich bringen können. Evaluiert wurde dabei abseits von Gesundheitseinrichtungen. Das Autor*innen-Team schätzt die Wirksamkeit der Interventionen als unsicher ein und fordert mehr kontrollierte Studien zum Thema.

Die COVID-19-Pandemie dauert weiter an und viele Menschen fragen sich, welche Entwicklungen im kommenden Herbst zu erwarten sind. Alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens werden nach wie vor von der Pandemie beeinflusst, auch das Arbeitsleben. Um Arbeitnehmer*innen vor Risiken in ihrer Berufsausübung zu schützen, ist es erforderlich, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Im Laufe der COVID-19-Pandemie wurden unterschiedliche Schritte gesetzt, um die Ausbreitung des Virus am Arbeitsplatz zu verhindern. Dazu zählen etwa Plexiglaswände, Lüftungssysteme oder die Einzelbüronutzung. Die Umsetzung ist zum Teil teuer und es ist nicht klar, wie wirksam einzelne dieser Maßnahmen sind.

In diesem Zusammenhang steht ein neuer Cochrane Review, den Barbara Nussbaumer-Streit und Emma Persad von Cochrane Österreich zusammen mit einem internationalen Team von Forscher*innen erarbeitet haben. Sie setzen sich darin mit der Frage auseinander, wie wirksam Interventionen am Arbeitsplatz die Verbreitung von COVID-19 vermeiden können. Der Gesundheitsbereich wurde dabei als Arbeitsplatz explizit ausgeschlossen, da dazu ein gesonderter Cochrane Review in Arbeit ist. Die Wissenschafter*innen konnten nur eine Studie identifizieren, die Maßnahmen am Arbeitsplatz systematisch untersuchte. Sie fordern daher mehr kontrollierte Studien zu diesem Thema, damit zukünftig geeignete Maßnahmen zum Schutz von Arbeitnehmer*innen vor einer Infektion mit dem Virus getroffen werden können und unwirksame Maßnahmen vermieden werden.

Der Cochrane Review im Detail

Die Autor*innen des Cochrane Reviews screenten mehr als 13 000 Studien auf ihre Eignung und konnten schließlich eine Studie aus England in ihre Analyse einschließen. Diese wurde zwischen März und Juni 2021 an 162 Mittel- und Hochschulen in England durchgeführt. Mehr als 24 000 Arbeitskräfte waren daran beteiligt. 86 Schulen waren in der Kontrollgruppe, 76 in der Interventionsgruppe. Die 11 798 Teilnehmer*innen der Kontrollgruppe waren dazu angehalten, für zehn Tage in Selbstisolation zu gehen, falls sie Kontakt zu Personen hatten, die mit COVID-19 infiziert waren. Die 12 229 Teilnehmer*innen der Interventionsgruppe sollten stattdessen über sieben Tage hinweg täglich einen Schnelltest machen und falls dieser negativ ausfiel, weiterhin zur Arbeit kommen. Fiel der Test positiv aus, würden die Betroffenen in Selbstisolation gehen.

Zu anderen Maßnahmen, die am Arbeitsplatz oft eingesetzt werden, konnten die Forscher*innen keine Studien ermitteln. Die letzte Suche nach Studien erfolgte am 14. September 2021. Ein Update dieses Cochrane Reviews ist in sechs Monaten geplant.

Ergebnisse des Cochrane Reviews

Bei Personen, die nur bei positivem Schnelltest in Selbstisolation gingen, war die Anzahl der Tage in Abwesenheit etwas niedriger bis ähnlich im Vergleich zu jener Gruppe, in der alle Personen bei Kontakt mit COVID-19 automatisch in Selbstisolation gingen (5,4 Tage pro 1000 Risikotage vs. 6,5 Tage pro 1000 Risikotage). In Bezug auf symptomatische und asymptomatische PCR-positive Tests zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Die Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz ist allerdings gering, weshalb die Autor*innen hierzu keine sicheren Aussagen treffen können (symptomatische PCR-positive Infektionen mit COVID-19: Rate Ratio [RR] 1,28, 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,74 – 2,21; asymptomatische PCR-positive Infektionen: RR 1,35, 95% KI 0,82-2,21).

Laufende Studien

Das Autor*innen-Team des Cochrane Reviews konnte zwei noch laufende Studien zum Thema identifizieren. Eine Studie evaluiert das Screening auf COVID-19 Infektionen beim Lehrpersonal an Schulen, die zweite Studie die Wirkung von Gesichtsvisieren, um Übertragungen von COVID-19 zu verhindern.

Zum Review 

Text: Barbara Nussbaumer-Streit und Edeltraud Günthör