Mit Eisen und Jod angereichertes Salz gegen Eisenmangel

Ein Kind wird gefüttert

Eisenmangel gehört zu den weltweit häufigsten Mangelerscheinungen und hat negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Abhilfe könnte Salz schaffen, das mit Eisen und auch Jod angereichert ist. Ein aktueller Cochrane Review erhebt, welche Effekte der Einsatz von mit Eisen und Jod angereichertem Salz hat, um einen Eisenmangel und damit einhergehende gesundheitliche Probleme zu verbessern.

Vor allem Kinder, Frauen vor der Menopause und ärmere Menschen sind von Eisenmangel betroffen. Aus einem Eisenmangel resultiert oftmals eine Anämie (Blutarmut). Dabei ist die Konzentration des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin im Blut vermindert, was den Transport von Sauerstoff bzw. daraus folgend die Sauerstoffversorgung einschränkt. Um einen Eisenmangel zu beheben, kommen Eisentabletten, Eisen in Pulverform oder Sirupe zum Einsatz. Eine alternative Möglichkeit stellt die Anreicherung von Salz mit Eisen dar, entsprechend der Anreicherung von Salz mit Jod. Mit Eisen und Jod angereichertes Salz würde 30 Prozent des täglichen Eisenbedarfs decken und 100 Prozent des täglichen Bedarfs an Jod. Vor allem in Settings mit eingeschränkten Ressourcen besteht Interesse daran, doppelt angereichertes Salz für die Bevölkerung besser zugänglich zu machen.

Wesentliche Ergebnisse des Cochrane Reviews

Vor diesem Hintergrund hat ein Team aus Cochrane-Autor*innen nun in einem Review erhoben, ob Salz, das mit Eisen und Jod angereichert ist, verglichen mit ausschließlich jodiertem Salz gesundheitliche Vorteile bringen kann. Es zeigte sich, dass das doppelt angereicherte Salz die Konzentration von Hämoglobin im Blut und die Speicherung von Eisen im Körper verbessern kann. In Hinblick auf die Konzentration von Ferritin, einem Protein zur Speicherung von Eisen, ergab die vergleichende Auswertung nur kaum bzw. keine Unterschiede. Ebenso verhielt es sich bei der Konzentration von Transferrin Rezeptoren, die für den Transport von Eisen verantwortlich sind. Salz, das mit Jod und Eisen angereichert ist, könnte zwar die Konzentration von Jod im Harn verringern, gleichzeitig jedoch die Häufigkeit von Anämie und Anämie aufgrund von Eisenmangel um 21 Prozent verringern.

Das Vertrauen in die Evidenz schätzten die Autor*innen des Cochrane Reviews aufgrund der Studiendesigns als niedrig bis moderat ein. Die Anämie anstelle von Surrogatparametern wie die Hämoglobin-Konzentration als Endpunkt heranzuziehen, ist wesentlich für Ernährungsprogramme. In Hinblick auf zukünftige Forschungsarbeiten sprechen sich die Autor*innen des Cochrane Reviews dafür aus, dass diese auf fundierte Studiendesigns und Ergebnismessungen setzen. Damit soll erhoben werden, wie sich die Versorgung mit doppelt angereichertem Salz auf eine nicht wissenschaftliche Population auswirkt. Dort könnten die Kosten für mit Eisen und Jod angereichertes Salz eine Rolle spielen. Um die tatsächlichen Effekte von Maßnahmen zum Status der Eisenversorgung zu verstehen, sollten der Salzkonsum genau erfasst und Entzündungen berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse im Detail

Die Evidenz aus den eingeschlossenen RCTs zeigte, dass mit Eisen und Jod angereichertes Salz im Vergleich zu jodiertem Salz die Hämoglobin-Konzentration verbessern kann (Mittelwertdifferenz (MD) 0,43 g/dL, 95% Konfidenzintervall (KI) 0,23 bis 0,63; 13 Studien, 4564 Teilnehmende). Das doppelt angereicherte Salz kann im Vergleich zu jodiertem Salz die Konzentration von Jod im Harn zwar verringern (MD -96,86 µg/L, 95% KI -164,99 bis -28,73; 7 Studien, 1594 Teilnehmende), doch beide Formen des angereicherten Salzes erhöhten die durchschnittliche Konzentration von Jod im Harn über den Wert hinaus, der einen Mangel anzeigt. In den kontrollierten Vorher-Nachher-Studien konnten die Review-Autor*innen in Hinblick auf die Hämoglobin-Konzentration keinen Unterschied beim Vergleich zwischen jodiertem Salz und mit Eisen und Jod angereichertem Salz feststellen (MD 0,26 g/dL, 95% KI -0,10 bis 0,63; 4 Studien, 1397 Teilnehmende). Auch für die Konzentration von Jod im Harn ergaben sich im Vergleich keine Unterschiede (MD -17,27 µg/L, 95% KI -49,27 bis 14,73; 3 Studien, 1127 Teilnehmende).

Darüber hinaus zeigte sich in der Analyse, dass das doppelt angereicherte Salz kaum oder keine Unterschiede in der Ferritin-Konzentration (MD -3,94 µg/L, 95% KI -20,65 bis 12,77; 5 Studien, 1256 Teilnehmende) und der Konzentration von Transferrin Rezeptoren (MD -4,68 mg/L, 95% KI -11,67 bis 2,31; 5 Studien, 1256 Teilnehmende) mit sich brachte. Mit Jod und Eisen angereichertes Salz könnte jedoch die Konzentration von Zink Protoporphyrin verringern (MD -27,26 µmol/mol, 95% KI -47,49 bis -7,03; 3 Studien, 921 Teilnehmende). Die Konzentration von Zink Protoporphyrin dient in Laboruntersuchungen als Nachweis für einen Eisenmangel. Es wird bei einer Anämie durch Eisenmangel anstelle von Hämoglobin gebildet. In Bezug auf die Speicherung von Eisen im Körper zeigten sich positive Effekte durch das doppelt angereicherte Salz, verglichen mit ausschließlich jodiertem Salz (MD 1,77 mg/kg, 95% KI 0,79 bis 2,74; 4 Studien, 847 Teilnehmende). Weiters könnte das doppelt angereicherte Salz das Risiko für eine Anämie um 21 Prozent verringern (Risk Ratio (RR) 0,79, 95% KI 0,66 bis 0,94; P = 0,007; 8 Studien, 2593 Teilnehmende). Positive Ergebnisse zeigten sich auch beim Risiko für eine Anämie aufgrund eines Eisenmangels: Das mit Eisen und Jod angereicherte Salz könnte dieses Risiko um 65 Prozent verringern (RR 0,35, 95% KI 0,24 bis 0,52; 5 Studien, 1209 Teilnehmende).

Fakten zum Cochrane Review

Die Review-Autor*innen konnten 18 Studien aus fünf Ländern in die Analyse einschließen. 13 der Studien wurden in Indien durchgeführt. Es handelte sich um sieben randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), sieben Cluster-randomisierte kontrollierte Studien (cRCTs) und vier kontrollierte Vorher-Nachher-Studien. Insgesamt nahmen mehr als 8800 Personen an den Studien teil. Die Dauer der Interventionen bewegte sich zwischen drei Monaten und zwei Jahren. In allen Studien wurden jodiertes Salz und mit Eisen und Jod angereichertes Salz verglichen. Die Evidenz ist aktuell bis April 2021.

Zum Review

Text: Isolde Sommer & Edeltraud Günthör