Ein aktueller Cochrane Review hat ausgewertet, welche Vor- und Nachteile sich ergeben, wenn Plattfüße bei Kindern mit orthopädischen Einlagen behandelt werden. Die wichtigste Schlussfolgerung daraus: Kinder, die schmerzfrei sind, profitieren in der Regel nicht von der Nutzung orthopädischer Einlagen. Darüber hinaus plädieren die Review-Autor*innen dafür, den Fokus in der Forschung auf jene Kinder zu legen, die tatsächlich Symptome aufweisen bzw. bei denen eine Diagnose für eine konkrete Erkrankung vorliegt.
Fast 15 Prozent aller Kinder sind von Plattfüßen betroffen. Sie haben ein niedrigeres Fußgewölbe, welches im Stehen zum Boden hin weist. Es kann auch einwärts rollen oder den Boden berühren. In manchen Fällen sind Plattfüße schmerzhaft und verändern die Art und Weise, wie das Kind geht. Sofern die Füße nicht schmerzen, ist bei den meisten Kindern aber keine Behandlung notwendig.
Es gibt viele unterschiedliche nicht chirurgische Möglichkeiten zur Behandlung von Plattfüßen. Dazu zählen orthopädische Einlagen, Übungen zur Dehnung der Muskeln, ausgewählte Schuhe oder auch spezielle Bewegungsprogramme.
Die Ergebnisse des Cochrane Reviews
Die Review-Autor*innen fokussierten in ihrer Auswertung auf drei Vergleiche, die in den erfassten Studien erhoben wurden: 1. Individuell angefertigte orthopädische Einlagen im Vergleich zu Schuhen, 2. Vorgefertigte, nicht individualisierte orthopädische Einlagen im Vergleich zu Schuhen und 3. Individuell angefertigte orthopädische Einlagen im Vergleich zu vorgefertigten, nicht individualisierten orthopädischen Einlagen. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse in zwei Gruppen eingeteilt, in jene für asymptomatische (schmerzfreie) Plattfüße bei Kindern und jene für Plattfüße bei Kindern, die mit Symptomen bzw. einer Erkrankung einhergehen (z.B. juvenile idiopathische Arthritis).
In Bezug auf asymptomatische Plattfüße bei Kindern zeigte sich, dass individuell angefertigte orthopädische Einlagen im Vergleich zu Schuhen wenig, bis keinen Unterschied bei den festgestellten Schmerzen erbrachten. 67 von 100 Kindern hatten mit individuell angefertigten orthopädischen Einlagen keine Schmerzen, verglichen mit 79 von 100 Kindern mit Schuhen. Bei den nicht individualisierten, vorgefertigten orthopädischen Einlagen im Vergleich zu Schuhen war es ähnlich, es kam zu keinen bzw. nur sehr geringen Unterschieden in Bezug auf Schmerzen. Hier waren 74 von 100 Kindern mit nicht individualisierten, orthopädischen Einlagen schmerzfrei, während es in der Versuchsgruppe mit den Schuhen 79 von 100 Kindern waren. Der Vergleich zwischen den individuell angefertigten orthopädischen Einlagen und den nicht individualisierten, vorgefertigten Einlagen ergab keinen Unterschied was Schmerzen betrifft. Waren Kinder mit Plattfüßen von Symptomen betroffen, zeigte sich beim Vergleich zwischen Schuhen und individuell angefertigten orthopädischen Einlagen nur ein geringer bzw. kein Unterschied in Hinblick auf Schmerzen. Ein ähnliches Bild zeigte sich in dieser Gruppe bei den weiteren Vergleichen. Die Evidenz aus diesen Studien schätzen die Review-Autor*innen als sehr unsicher ein. Darüber hinaus wiesen die meisten der Studien ein Potenzial für Verzerrungseffekte auf.
Die Review-Autor*innen schlussfolgern, dass es an der Zeit ist, die Bedenken, was schmerzfreie Plattfüße bei Kindern betrifft, aufzugeben. Stattdessen sollte sich die Forschung tatsächlich relevanten Problemen bzw. Erkrankungen der Füße von Kindern widmen.
Details zum Review
16 randomisiert kontrollierte Studien konnten in den Review eingeschlossen werden. Sie betrafen insgesamt 1058 Kinder mit Plattfüßen im Alter von elf Monaten bis 19 Jahren. Die Interventionen, die durchgeführt wurden, reichten von orthopädischen Einlagen und Schuhen über Fuß- und Rehabilitationsübungen bis hin zu neuromuskulärer elektrischer Stimulierung. Die Studien wurden unter anderem in den USA, Australien, Indien, Taiwan, dem Iran und Südkorea durchgeführt und umfassten eine Dauer zwischen vier Wochen und fünf Jahren. Der Großteil der Studien erfasste gesunde Kinder mit Plattfüßen, ohne Symptome.
Der nun veröffentlichte Cochrane Review ist die Aktualisierung eines Reviews aus dem Jahr 2010 zur Behandlung von Plattfüßen bei Kindern und erfasst die Studienlage bis zum September 2021.
Text: Edeltraud Günthör