Um das Risiko für venöse Thromboembolien zu minimieren, werden Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung und auch intermittierende pneumatische Kompression an den Beinen eingesetzt. Ein aktueller Cochrane Review setzt sich mit diesen vorbeugenden Maßnahmen auseinander und geht der Frage nach, welche Vorteile sich aus deren Kombination ergeben können.
Der Begriff venöse Thromboembolie umfasst tiefe Beinvenenthrombosen wie auch Lungenembolien. Hierbei entwickelt sich ein Blutgerinnsel in den Beinen, das möglicherweise in die Lunge weiterwandert. Eine venöse Thromboembolie kann als Komplikation während eines Krankenhausaufenthalts auftreten, etwa nach einem chirurgischen Eingriff oder einem Unfall. Sie kann den Aufenthalt im Krankenhaus bedeutend verlängern, zu einer Langzeitinvalidität führen oder sogar zum Tod. Wenn das Blut zu langsam fließt, die Blutgerinnung erhöht ist oder Verletzungen in der Wand der Blutgefäße vorhanden sind, so ist das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln erhöht. Widmet sich die Behandlung mehr als einem dieser Risikofaktoren, so kann das zu deren Vorbeugung beitragen. Ziel dieses Cochrane Reviews war es daher zu untersuchen, ob eine intermittierende pneumatische Kompression an den Beinen mittels luftgefüllter Manschetten oder durch die Verwendung von Fußpumpen kombiniert mit Medikamenten gegen Blutgerinnsel besser gegen venöse Thromboembolien wirkt als jede dieser beiden Maßnahmen für sich.
Die Studienautoren stellten fest, dass eine intermittierende pneumatische Kompression an den Beinen zusammen mit einer medikamentösen Prophylaxe die Häufigkeit von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien reduziert. Verglichen wurde dabei mit der intermittierenden pneumatischen Kompression alleine. Wurde die ausschließlich medikamentöse Behandlung mit der Kombination aus physikalischen und medikamentösen Vorbeugungsmaßnahmen verglichen, zeigten sich auch hier Vorteile durch die Kombination.
Detaillierte Ergebnisse des Cochrane Reviews
Verglichen mit einer Untersuchungsgruppe, die nur mit einer intermittierenden pneumatischen Kompression an den Beinen behandelt wurde, führte die Kombination aus intermittierender pneumatischer Kompression und Medikamenten zur Vorbeugung von Blutgerinnseln zu einer größeren Reduktion an neuen Fällen von Lungenembolien (1,34 Prozent vs. 0,65 Prozent). Eine größere Reduktion war auch bei tiefen Beinvenenthrombosen erkennbar: Bei alleiniger Behandlung mit einer intermittierenden pneumatischen Kompression kam es in 3,81 Prozent der Fälle zu einer tiefen Beinvenenthrombose. Bei einer Kombination aus medikamentösen und physikalischen Maßnahmen waren es 2,03 Prozent. Im Vergleich mit der ausschließlichen Behandlung mit Medikamenten zur Vorbeugung von venösen Thromboembolien schnitt die Kombination von Medikamenten und einer intermittierenden pneumatischen Kompression an den Beinen ebenso besser ab (bei 1,84 Prozent vs. 0,91 Prozent der Studienteilnehmer*innen trat eine Lungenembolie auf). Tiefe Beinvenenthrombosen kamen, bei alleiniger medikamentöser Vorbeugung, bei 9,28 Prozent der Patient*innen vor. Wurden die Medikamente mit der intermittierenden pneumatischen Kompression kombiniert, waren 5,48 Prozent der Patient*innen betroffen.
Blutungen als Nebenwirkung
Das Risiko für Blutungen erhöhte sich, wenn die intermittierende pneumatische Kompression durch eine medikamentöse Behandlung ergänzt wurde, verglichen mit der intermittierenden pneumatischen Kompression alleine. In der Untersuchungsgruppe, die ausschließlich mit der physikalischen Maßnahme behandelt wurde, kam es in 0,95 Prozent der Fälle zu Blutungen. In der Vergleichsgruppe mit der physikalischen und der medikamentösen Maßnahme waren es 5,88 Prozent. Keine Unterschiede in Hinblick auf Nebenwirkungen durch Blutungen zeigten sich allerdings im umgekehrten Fall, wenn die intermittierende pneumatische Kompression zusätzlich zur medikamentösen Behandlung zum Einsatz kam.
Hintergründe zu den Studien
Die Studienautoren konnten 34 Studien mit insgesamt 14 931 Teilnehmer*innen in den Cochrane Review einschließen. Die Patient*innen waren durchschnittlich rund 63 Jahre alt. Bei ihnen wurden großteils orthopädische Operationen vorgenommen (14 Studien), sie hatten einen Unfall oder es wurden urologische Operationen, Operationen an Organen des Brustbereichs, neurochirurgische Eingriffe oder auch gynäkologische Operationen vorgenommen. Das Risiko für Verzerrungseffekte schätzten die Autoren als weitgehend unklar bis hoch ein. Bei diesem Cochrane Review handelt es sich um das zweite Update eines Reviews aus dem Jahr 2008.
Text: Isolde Sommer & Edeltraud Günthör