Transparenz bei klinischen Studien: MedUni Wien europaweit vorne

Ein neuer Bericht von TranspariMED, Cochrane Österreich und Health Action International zeigt die Medizinische Universität Wien an der Spitze europäischer Universitäten, wenn es darum geht, Forschungsergebnisse aus klinischen Studien öffentlich zu machen. Insgesamt lässt sich eine positive Entwicklung hin zu mehr Transparenz in der Forschung beobachten.

Als größter nicht-kommerzieller Sponsor liegt die Medizinische Universität Wien mit der Veröffentlichung der Ergebnisse von 198 Studien vor der KU Leuven in Belgien mit 85 und der Berliner Charité mit 82 Studien. Damit fanden 96 Prozent aller Studien der Medizinischen Universität Wien Eingang in das Register der EudraCT-Datenbank. Die Medizinische Universität Graz verzeichnet 41 Einträge in dieser Datenbank und liegt damit auf dem sechsten Rang innerhalb europäischer Universitäten. 64 Prozent der Studienergebnisse aus Graz sind folglich in der EudraCT-Datenbank verzeichnet. Dort müssen seit 2014 die Ergebnisse aus klinischen Studien innerhalb eines Jahres nach deren Fertigstellung hochgeladen werden. Zumindest sieht das eine Richtlinie der Europäischen Union so vor. Nicht alle Forschungseinrichtungen kommen dem entsprechend nach. Der aktuelle Bericht von TranspariMED und Cochrane Österreich sieht jedoch klare Fortschritte in Hinblick auf die Transparenz medizinischer Forschung an europäischen Universitäten. Insgesamt wurden 28 Prozent aller Studienergebnisse, die laut Richtlinie fällig sind, bislang in der Datenbank hochgeladen. Das ist eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Willen zu mehr Transparenz ist da

Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, MPH, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation und Co-Direktor von Cochrane Österreich, ist über die europaweite, besonders jedoch über die Entwicklung in Wien erfreut: „Die Medizinische Universität Wien hat als eine der größten medizinischen Universitäten in Europa bewiesen, dass mit dem entsprechenden Willen und Einsatz eine Veränderung hin zu mehr Transparenz und Exzellenz in der Forschungsarbeit möglich ist.“ Till Bruckner, Autor des Berichts und Gründer von TranspariMED, mahnt trotzdem weiteren Verbesserungsbedarf ein: „Es ist großartig, dass viele prominente Institutionen, angeführt von der Medizinischen Universität Wien, Fortschritte machen und Evidenz-Lücken schließen. Dennoch: Die Ergebnisse tausender Studien, die von kleineren Pharmaunternehmen und Universitäten durchgeführt werden, fehlen nach wie vor.”

Sanktionen möglich

Werden die Ergebnisse aus klinischen Studien wie vorgesehen innerhalb eines Jahres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, beschleunigt das den medizinischen Fortschritt. Der Prozess der Publikation im akademischen Bereich ist langsamer und verzögert den Zugang. Das Hochladen in der Datenbank ist auch kein Hindernis für eine Veröffentlichung in akademischen Journals. Ab dem 31. Jänner 2022 geht die EU-Richtlinie zur Registrierung in der EudraCT-Datenbank in nationales Recht über. Nationale Regulatoren haben dann die Möglichkeit, Institutionen zu sanktionieren, wenn sie dieser Vorgabe nicht nachkommen.

Zum vollständigen Bericht

06.10.2021, Edeltraud Günthör