Was Pflege mit Evidenz zu tun hat

Sandra Eckerl-Ruprechter

Sandra Eckerl-Ruprechter arbeitet als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin an der klinischen Abteilung für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Krems. Letztes Jahr hat sie den Cochrane-Workshop für Evidenzbasierte Pflegepraxis absolviert und empfiehlt ihren Kolleg:innen die Teilnahme.


Julia Harlfinger: Was war Ihre Motivation, sich vier Tage lang dem Thema Evidenz in der Pflege zu widmen? 
Sandra Eckerl-Ruprechter: Ich mache gerade meinen Master in Advanced Nursing Practice (ANP) und wollte davor noch mein Wissen aus dem Bachelorstudium auffrischen.

Hatten alle Teilnehmer:innen schon Vorwissen wie Sie?
Nein, auch wenn alle Teilnehmenden einen Pflegehintergrund hatten, war es doch eine bunte Mischung in Bezug auf Berufserfahrung, Arbeitsbereich und Ausbildung. Der Workshop hat es mit seinem Aufbau geschafft, allen etwas zu bieten, von den Anfänger:innen bis hin zu den Fortgeschrittenen. Langweilig war mir also nicht (lacht). Die beiden Vortragenden sind echte Fachleute - sehr kompetent, routiniert und sie vermitteln die Inhalte mit viel Ruhe.

Wie sind Sie eigentlich auf dieses Angebot gekommen, in dem es etwa um Studiendesigns und Literatursuche geht?
Mich hat meine Vorgesetzte des Klinikums, in welchem ich arbeite, auf dieses Angebot hingewiesen. Ich wiederum den Kurs weiter empfohlen. Ich schaue auch immer wieder gerne in das Skriptum hinein, welches ich übrigens sehr durchdacht finde.

Wie bringen Sie die beiden Welten zusammen? Damit meine ich die Evidenz auf dem Papier einerseits und die Realität in der Praxis andererseits.  
Es ist interessant zwischen den Welten zu wechseln – für mich ist das auch kein Gegensatz. Die Pflegeforschung und die Praxis brauchen einander, und auch die Vernetzung ist sehr wichtig. Unter meinen Kolleg:innen bin ich schon jetzt eine Art Anlaufstelle für Fragen rund um die Evidenz in der Pflege. Ich versuche auch, sie darin anzuleiten, selbst wissenschaftlich basierte Studien für ihre aktuellen Fragestellungen zu finden. Nach meinem Master werde ich diese Rolle im Klinikum noch viel stärker einnehmen.  

Ist es eine neue Entwicklung, dass sich Pflegepersonen so sehr für wissenschaftliche Studien interessieren?
Ich würde sagen, ja. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Ausbildung verändert hat. Das Gesundheitswesen ist ja allgemein im Umbruch, und ich hoffe, dass Angebote wie der Workshop für evidenzbasierte Pflegepraxis oder ähnliche Angebote meine Kolleg:innen noch viel mehr erreicht und ihnen zum richtigen Handwerkszeug verhilft.

Was könnte dabei ein Hindernis sein?
Ich glaube, dass diese Angebote oft nicht bis zu den Pflegepersonen an der Basis durchdringen. Aus meiner Sicht ist entsprechende Weiterbildung jedoch essentiell für die berufliche Weiterentwicklung im Bereich der Pflege, daher hätte ich mir diesen Workshop schon viel früher gewünscht.


Der nächste Workshop für „Evidenzbasierte Pflegepraxis“ (mit Teilnahmezertifikat)
wird 2025 an der Universität für Weiterbildung Krems stattfinden. Sie können sich dafür vormerken lassen. Weitere Workshops von Cochrane Österreich zu unterschiedlichen Themen finden Sie hier .
 

Foto: privat