Wirkung von Selbstmanagement-Interventionen bei COPD

Modell einer Lunge in rot

Ein im Jänner veröffentlichter Cochrane-Review erhebt die Effizienz und Sicherheit von Selbstmanagement-Interventionen bei Menschen, die von der Lungenkrankheit COPD (chronic obstructive pulmonary disease) betroffen sind. Dabei stehen die gesundheitsbezogene Lebensqualität und Hospitalisierungen aufgrund von Atemwegsproblemen im Zentrum, jeweils verglichen mit normaler Pflege bei COPD.

COPD ist eine Lungenkrankheit, die mit Symptomen wie Atemlosigkeit, Keuchen, Husten und vermehrtem Auswurf einhergeht. Die Atemwege sind verengt und entzündet und vor allem das Ausatmen fällt schwer. COPD hält dauerhaft an und verschlechtert sich im Laufe der Zeit. Die Erkrankung wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden der betroffenen Personen aus, ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) verringert sich. Selbstmanagement-Interventionen sollen dazu beitragen, dass diese Menschen besser mit ihrer Erkrankung umzugehen lernen bzw. entsprechende Fähigkeiten erwerben. Ziel des Cochrane-Reviews war das Update eines bestehenden Reviews. Die Autor*innen erfassen die aktuelle Evidenz zur Wirkung von Selbstmanagement-Interventionen bei COPD bis zum Jänner 2020.

Die zentralen Ergebnisse des Cochrane-Reviews

Verglichen mit normaler Pflege bei COPD können Selbstmanagement-Interventionen die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patient*innen verbessern. Die Effekte, die sich zeigten, erreichten jedoch kein klinisch relevantes Ausmaß. Die Anzahl der COPD-Patient*innen, die mindestens einmal aufgrund ihrer Erkrankung ins Krankenhaus mussten, verringerte sich bei jenen, die Selbstmanagement-Interventionen umsetzten. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Interventionen negative Auswirkungen haben. In Hinblick auf die Zahl der Todesfälle zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen, die Selbstmanagement-Interventionen vornahmen und jenen Gruppen, die mit normaler Pflege bei COPD versorgt wurden.

Der Cochrane-Review im Detail

Die Wirkung der Selbstmanagement-Interventionen bei COPD wurde mit dem St. George´s Respiratory Questionnaire (SGRQ) erhoben, einem Fragebogenverfahren zur Selbstbeurteilung der Lebensqualität bei Patient*innen mit COPD. Je niedriger der dort verzeichnete Wert ist, desto höher ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Es zeigte sich, dass Selbstmanagement-Interventionen die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessern können. Die Mittelwertdifferenz im Vergleich zu normaler Pflege lag bei -2,86 Punkten (95% Konfidenzintervall (KI) -4,87 bis -0,85). Ein klinisch relevantes Ausmaß der Effekte war jedoch nicht zu verzeichnen. Das Risiko für mindestens einen Krankenhausaufenthalt aufgrund von Atemwegsproblemen war bei Menschen, die Selbstmanagement-Interventionen umsetzten, etwas geringer als in den Vergleichsgruppen mit normaler Pflege (Odds Ratio (OR) 0,75, 95% KI 0,57 bis 0,98). In Hinblick auf die generelle Sterblichkeit und die Sterblichkeit durch Atemwegsprobleme zeigten sich keine Unterschiede (Risikodifferenz 0,01, 95% KI -0,02 bis 0,04).

Heterogene Studien durch individuelle Maßnahmen

Die Autor*innen des Cochrane-Reviews stellten eine große Heterogenität bei den Studien fest. Diese Heterogenität wird jedoch auch in Zukunft bestehen bleiben, denn eine individuelle Form der Selbstmanagement-Interventionen bei COPD ist wünschenswert und notwendig. Weiters sprechen sich die Autor*innen des Cochrane-Review dafür aus, dass in zukünftigen Studien nur Selbstmanagement- Interventionen bei COPD erhoben werden, die auf wiederholte Interaktionen zwischen Teilnehmer*innen und Gesundheitspersonal setzen. Das Gesundheitspersonal sollte außerdem dazu in der Lage sein, Methoden zur Verhaltensänderung anzuwenden, um die Motivation, das Selbstvertrauen und die Kompetenzen der Studienteilnehmer*innen zu erheben.

Eckdaten zum Cochrane-Review

Die Autor*innen des Cochrane-Reviews konnten 27 Studien mit 6008 Teilnehmer*innen einschließen. Die Studiendauer bewegte sich zwischen zweieinhalb Monaten und zwei Jahren. Die Teilnehmer*innen waren durchschnittlich zwischen 57 und 74 Jahre alt, wobei der Anteil an Männern bei 33 bis 98 Prozent lag. Mehr als die Hälfte der Studien wurde in Europa durchgeführt (15), acht Studien erfolgten in Nordamerika. Eine Studie wurde in Asien und vier weitere in Ozeanien durchgeführt. Das Vertrauen in die vorliegende Evidenz schätzten die Autor*innen des Cochrane-Reviews als sehr niedrig bis moderat ein.

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Text: Isolde Sommer und Edeltraud Günthör